Gleitschirmfliegen mit deinem Hund

Gleitschirmfliegen mit weißem Schäferhund. Fliegen mit Hund.

Wertvolle Tipps um mit deiner geliebten Fellnase zu fliegen

Weil wir mittlerweile schon ein paar Anfragen dazu bekommen: Nein – wir fliegen keine fremden Hunde als Passagier mit. – Auch wenn du zu gerne mal deiner Fellnase dieses Erlebnis gönnen möchtest.

Hund als Passagier

Ja, ich fliege gerne mit unserem weißen Schäferhund „Ouzo“ und er freut sich wie verrückt, wenn er mal wieder mitfliegen darf. Aber abgesehen von Unmengen von Leckerli war doch viel Zeit und Arbeit notwendig, um gemeinsam mit ihm soweit zu kommen. Nicht zuletzt war das alles auch nur möglich, weil Ouzo zu uns in allen Sitzationen ein unerschütterliches Vertrauensverhältnis hat, generell alles immer sehr zuverlässsig mit Freude mitmacht.

Einen fremden Hund hier einfach mal mitzunehmen ist nicht möglich. Denn er muss schon sehr genau wissen, was zu tun ist, wenn es drauf ankommt. Vor allem, aber darf man einen Hund, niemals ohne seinen besten Menschenfreund in eine solche Situation hineinwerfen. Als Fluglehrer, weiß ich, wie Menschen manchmal mit der plötzlichen Höhe mental zu kämpfen haben. Das einfach so einem Hund anzutun, ohne dass er überhaupt weiß um was es geht und warum – sicher nicht. Und letztlich brauch auch ich das Vertrauen in das Tier, dass dieses unter allen umständen mit gutem Willen mit mir mitmacht. Denn da oben sind wir dann eine unzertrennliche Gemeinschaft.

Wie sind wir soweit gekommen

Ouzo ist schon als Welpe am Startplatz aufgewachsen. Fliegende Menschen (natürlich auch Herrchen und Frauchen) und große raschelnde Plastiktüten waren ihm also normal. Bei aller Neugierde musste er (nach Rücksprache mit der Züchterin) aber dann trotzdem warten bis er 1 Jahr alt war. Dann würde sicherstellen, dass das Skelett soweit belastungsfähig ist, und auch mal eine härtere Landung übersteht.

Da Ouzo mit seinen gut 40Kg kein kleiner Hund ist, der nicht einfach so „mitgenommen“ werden kann, musste er est einmal lernen, wie ein 2-beiniger Passagier, dass er hierfür selbst laufen muss. Denn 40kg hinaustutragen und dabei die Laufgeschwindigkeit zu erreichen, die notwendig ist, ist einfach nicht möglich.
Logische Konsequenz war dann die Ausbildung des Hundes als Tandem-Passagier mit entsprechendem Passagier-Gurtzeug.

Lesson learned

Die ersten Versuche bei meiner ursprünglichen „probieren wir es mal“-Herangehensweise scheiterten kläglich. Ouzo – im Alltag ein hervorragend mitarbeitender Hund – bliebt natürlich sofort stehen, wenn hinten am Geschirr Zug ausgeübt wurde (oder sonst eben an der Leine). Was im alltag Grundvoraussetzung für einen gut ausgebildeten großen Hund ist, half beim aufziehen eines großen Tandem-Schirms natürlich nicht weiter.
Also erst mal 2 Wochen auf die flache Wiese und mit seinem Gurtzeig ein neues Kommando eingelernt. Wenn dieses gerufen wird, geht er also GERADEAUS nach vorne – egal, was hinten dran hängt. – Zum Schluss eben sogar kleinrere Autoreifen…
In dem Zug haben wir seine eh schon sehr gute Mitarbeit bei den Komandos „Platz, Sitz, und Warte“ feingeschliffen, sobald er das Gurtzeug trägt. Denn das letzte, was du möchtest ist, dass dein Hund plötzlich einem Hasen, oder was auch immer nachjagt, wenn ihr beide am Startplatz noch nicht bereit seid, aber schon in einen Gleitschirm eingehängt seid.

Danach ein paar Tage am Übungshang bevor es zu den ersten, zunächst kleinern, Höhenflügen ging.

Am wichtigsten war zu beobachten, dass er alles immer mit Freude von sich aus mitgemacht hat. Bis schon bald seine Vorfreude kaum zu bändigen war, sobald er einen Startplatz sieht – aber allerspätestens dann, wenn sein Gurtzeug ausgepackt wird. Auch nach der Landung spricht eine entspannte und stressfreie Körperhaltung und Verhaltensweise des Hundes für den Erfolg und das Weitermachen.

Wenn du deinen Hund ohne diese Freude mitnehmen müsstest, ist das der Moment, wo du schweren Herzens aufhören musst. Denn bei allem was du deinem Tier an Stress schon damit antun würdenst, würde das sicher eurer Beziehung keinen Gefallen tun. Und ein „Uns“ mit unseren Fellnasen ist dann doch das einzige, was wir wollen.

Mittlerweile sind wir also ein sehr gutes Team und fliegen regelmäßig. Kleinere und mittlere Flüge, immer bei der Einschätzung der Bedingungen auf der progessiven Seite, dass wir auch ja nicht irgendwie uns mal ein blödes Erlebnis einfangen. Es geht dabei ja nicht darum irgendwelche Rekorde aufzustellen, sondern einfach gute Momente mit deinem Treuen zu sammeln. Oder, wie in unserem Fall, gemeinsam, nach einem Schulungstag als Fluglehrer auch wieder vom Berg herunter zu kommen. Und das in Dankbarkeit, dass wir einen gemeinsamen Tag in der Natur hatten und er nicht zu hause bleiben musste.

Einfache Abgleiter am nahen 150m Gelände geben dem Mogenspaziergang eine tolle Abwechslung, anstatt die 14te Morgens bzw. Abendsrunde der Woche im Autal vor der Haustüre zu drehen…

Gemeinsame Erlebnisse statt Rekorde – das ist glaub der wichtigste Tipp an der Stelle.

Ausrüstung

Gleitschirm

Natürlich brauchst du einen Gleitschirm, der den Gewichtsbereich von euch beiden abdeckt. Das heißt un unserem Fall (ca. 145kg Startgewicht), dass wir um einen Tandem-Schirm nicht herumkommen. Mein Tandem – Fuse3 (bis 220 kg) ist dann natürlich etwas „untermotorisiert“. Als Tandempilot geht das natürlich dann erher in Richtung „Balonfahren“ und weniger zum dynamisches Fliegen. Was an schwachen Tagen an der Soaringkante hilft, wird bei viel Wind natürlich dann zum Problem. Deshalb auch hier die eher progressivere Wahl der Bedingungen.

Gurtzeug

Ein gutes Gurtzeug für das Projekt ist ein muss. Weil dein Hund bei längeren Flügen da eben auch länger drin liegt, ist es mit einem einfachen Klettergurtzeugs oder Abseilgurzeug z.B. für Rettungseinsätze nicht getan. Wenn dein Wuffdi eine gute halbe Stunde in seinem Gurtzeugs hängt, braucht er auch was bequemes, wo er vollflächig mit dem Körper aufliegt, ohne dass da ein paar Gurte einschneiden. Denn nur, wenn sich der Hund gut über den gesamten Flug fühlt, wird er auch die Freude daran haben, die für euere gemeinsamen Abenteuer notwendig ist.
Ein höhenverstellbares Gurtzeug ist da sehr hilfreich. Das kann beim Start so eingestellt werden, dass dein Vierbeiner zuerst den Boden unter den Füßen verliert und du in voller Kontrolle über den Startlauf bist. In der Luft kannstu du aber durch Herunterlassen des Gurtzeugs den Hund etwas tiefer hängen. Ein Hunderücken ist lang und du sitzt sonst den ganzen Flug auf seinem Rücken und drückst ihn hier heruter, so dass er nicht bequem und ausbalanziert im Gurtzeug zum liegen kommt. Natürlich vor Landung wieder hochziehen, dass die Füße des Piloten den Boden zuerst berühren und die erste Landeenergie abfangen können.

Heißer Tipp: Ich hab damals nicht daran gedacht, deshalb fehlt man Ouzos Gurtzeug ein Montageelement für ein Vario. Eine einfache Klettplatte da gleich mit einarbeiten lassen!

Danke an der Stelle von Flugsau.ch, die hier mit Expertise und Rat und Tat zur Seite standen und die Ouzo sein personalisiertes Gurtzeug maßgeschneidert angefertigt haben.

https://www.flugsau.ch

Brille

Bei allem, wo du deinem Hund längere Zeit Fahrtwind aussetzt, ist eine Brille zum Schutz der Augen notwendig. Wir sind gerade dabei und diese auch noch anzugewöhnen. Es gibt Tage, wo Ouzo ganz verrückt danach ist, und noch gibt es Tage wo er diese ableht. Auch hier ist Gedult die Mutter der Porzellankiste und das dran gewöhnen ohne Zeitdruck ist der Schlüssel zum Erfolg.

Sonstiges

Immer genügend seiner Vakuum-verpackten Lieblingsleckerlies in seinem Gurtzeug. So dass, auch wenn man nach 3 Wochen Nichtfliegen, man keine trockene Kaugummis aus der Tsche zieht.

Darüber hinaus

Rechtlich ist das alles ein sehr dünnes Schwert. Ja klar, du musst dich mit dem Gesamtgewicht im Zulassungsbereich deines Gleitschirms bewegen. Wie das Gesamtgewicht zustande kommt ist niergendwo spezifiziert. Ein Hund zählst im deutschen Recht ja prinzipliell als Sache. Man geht von der Mitzuführenden Ausrüstung von Vario, Wasser, Kleidung etc. aus. Ob ein Hund da miteingerechnet werden kann – hm…

Ein Tandem ist im Regelfall als Doppelsitzer zugelassen und ein Hund ist keine Person. Und ja, wenn man selbst aus dem Gewichtsbereich eines zugelassenen Solos überschreitet kann man auch als Solo-Pilot einen Tandem-Schirm fliegen. Ob das auch für die Mitnahme von 40kg Extragewicht zählt – hm…

Man ist beim Tandemfliegen immer auf die Zusammenarbeit mit dem Passagier angewiesen. Wenn ein Unfall, z.b. beim Start, darauf zurückzuführen ist, dass ein als Passagier eingehänger Hund plötzlich einen Hasen jagt und ein Dritter zu schaden kommt wird das sicher spannend. Denn ein unlogisches Verhalten wäre bei einem Tier sicher nie auszuschließen. – hm…

Es gibt für all diese Fragen, soweit ich weiß, noch keine Gerichtsentschiedung. Und wenn es einmal soweit sein sollte, wird es wsicher spannend… Bis dahin sei dir bewusst, dass du da im Zweifelsfall sicher recht dünnes Eis betrittst.


Also denk dir die Sache als Pilot und Bester Freun deines Hundes gut durch. Und verliert den Spaß an dem vermutlich größten Abenteuer deines Liebsten nicht!!